Michael Ranftl

Einleitung

Dies ist ein Projekt, bei dem versucht werden soll eine Geschichte so zu erzählen, dass sie auch von jungen Menschen verstanden werden kann. Es ist die Geschichte meines Vaters, der die Jugendzeit im Alter vom 18. bis zum 22. Lebensjahr, also über vier Jahre im Krieg und in Kriegsgefangenschaft verbringen musste.

Dies sollte auch zur Mahnung dienen und den Menschen klar machen, dass bewaffnete Auseinandersetzung niemals gerechtfertigt sein können und immer auf beiden Seiten unsägliches Leid hervor ruft.

Der Lebenslauf

Ich, Ranftl Michael, wurde am 14.12.1925 in Kirchdorf an Inn geboren und besuchte von 1932 bis 1941 die Volksschule. Im September 1933 erkrankte ich an Diphtherie. Nach der Schulzeit war ich vom 02.02.1939 bis 02.02.1941 bei Weinberger und von 03.02.1941 bis 12.01.1943 bei Wührer Alois in Kirchdorf a. Inn als Landarbeiter in der Landwirtschaft tätig.

Camp 380

Tettlingen, Maginot-Linie, Monte Cassino, Döllersheim, Alexandria, Pistoia Pass, Farana Camp 2720, Port Said, 

Am 12.01.1943 wurde ich im Alter von 17 Jahren, zum Reichsarbeitsdienst nach Tettlingen einberufen und kam am 13.01.1943 um 6 Uhr früh in der Kaserne Tettlingen in der Nähe der Maginot-Linie in Südfrankreich (RAD. ABT. 1/324 Feldpostnummer 25850) an.

RAD

RAD war die Abkürzung für "Reichsarbeitsdienst" und war eine nationalsozialistische Organisation im Deutschen Reich. Der RAD wurde 1934 gegründet und war während des Zweiten Weltkriegs eine wichtige Institution für den Einsatz von Arbeitskräften in verschiedenen Sektoren der Kriegswirtschaft.

Der Reichsarbeitsdienst wurde als Teil der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ins Leben gerufen, die die deutsche Regierung in den 1930er Jahren ergriff, um die hohe Arbeitslosigkeit im Land zu bekämpfen. Im RAD waren Männer zwischen 18 und 25 Jahren verpflichtet, sechs Monate bis zwei Jahre ihrer Zeit für öffentliche Arbeiten und landwirtschaftliche Projekte zur Verfügung zu stellen.

 

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der RAD auch in den Kriegsdienst eingezogen und die Mitglieder wurden an verschiedenen Fronten eingesetzt, darunter im Krieg gegen die Sowjetunion. In den späteren Kriegsjahren wurden auch Frauen in den RAD aufgenommen, um die Arbeitskräfte zu ergänzen. Der RAD wurde schließlich im Mai 1945 aufgelöst, als Deutschland kapitulierte.

 

Der Reichsarbeitsdienst war eine Pflicht und die meisten jungen Männer in Deutschland wurden gezwungen, daran teilzunehmen. Nach der nationalsozialistischen Gesetzgebung waren alle männlichen Jugendlichen zwischen 18 und 25 Jahren verpflichtet, sich dem RAD anzuschließen und öffentliche Arbeiten durchzuführen.

Es gab sogar Strafen für diejenigen, die versuchten, sich der RAD-Verpflichtung zu entziehen, einschließlich Gefängnisstrafen oder Zwangsarbeit in Konzentrationslagern.

30.01.1943

An diesem Tag wurden wir vereidigt und dann folgte die Ausbildung. 

21.02.1943

Wir fuhren von Tettlingen, nach Acarchon ab, wo wir in Gazaux (Caso) bis 01.07.1943 Stabswache machen mussten und Stellungsbauten errichteten.

Stabswache

Eine Stabswache bezieht sich wahrscheinlich auf eine Wachmannschaft, die den Dienst an einem militärischen Stab oder Hauptquartier versieht. Sie besteht  aus Soldaten bestehen, die den Eingang zu einem bestimmten Gebäude oder Bereich bewachen, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Personen Zugang haben. Die Wache wird auch dazu eingesetzt, um die Sicherheit von hochrangigen Offizieren zu gewährleisten, die sich in diesem Stab oder Hauptquartier aufhalten.

15.08.1943

Abfahrt nach Hazebrouck - Caso-la Teste - Bordeaux - Saint Denis - Orleans nach Paris, wo wir übernachteten. 

16.08.1943

Wir fuhren weiter von Paris - Orleans - Hazebrouck - Cassel - Berges - Dünkirchen - nach Le Plagge, wo wir am 17.08.1943 mit der Bahn ankamen.

18.08.1943

Nach zwei Tagen Rast fuhren wir mit dem Fahrrad ca. 70 Km von Le Plagge über Dünkirchen - Berquel - Wormhouts - Cassel - Hazebrouk nach  Haversqerk, dort bekamen wir in der Schule ein Quartier.

14.09.1943

Mit der Bahn fuhren wir dann von Haversquerk über Merville - Tunes - Sedan - De Romman - Kreutlingen - Hayngen - Dienthofen - Kettingen - Hamburg - Busendorf - Bretnach - Tittlingen - Haargarten - Völklingen - nach St. Wendel, von wo ich am 24.09.1943 entlassen wurde.

Ende des Arbeitsdienstes nach 8 Monaten und 13 Tagen.
Alter: fast 18 Jahre

25.09.1943

Die Heimfahrt führte von St. Wendel über Saar - Höhenberg - Zweibrück -Landau - Neudorf - Ludwigsburg - Stuttgart - Ulm - Augsburg - München - Rosenheim Salzburg - Braunau - Ried - nach Antiesenhofen. Mit dem Bus fuhr ich dann bis Obernberg und dann ging ich zu Fuß nach Kirchdorf am Inn, wo ich meinen Heimaturlaub bis zum 10.10.1943 verbrachte.

11.10.1943

92. Infanterie Division

Die Division wurde am 26. August 1939 in Kassel aufgestellt und war Teil der 12. Armee, die im September 1939 im Rahmen des Überfalls auf Polen eingesetzt wurde.

Im Mai 1940 nahm die Division an der Invasion von Frankreich teil und kämpfte anschließend in Belgien und den Niederlanden.

Im Juni 1941 wurde die 92. Infantriedivision als Teil der Operation Barbarossa an die Ostfront verlegt, wo sie an zahlreichen Kämpfen beteiligt war. Sie war an der Eroberung von Rostow am Don beteiligt und kämpfte während der Belagerung von Leningrad und im Kessel von Demjansk.

Im November 1942 wurde die Division an die Ostfront verlegt und kämpfte in der Schlacht von Stalingrad, wo sie schließlich in Kesselschlacht geriet und aufgerieben wurde.

Ein Teil der Überlebenden wurde im April 1943 in die 92. leichte Infanteriedivision umgewandelt, während der Rest in andere Einheiten der Wehrmacht integriert wurde.

Im Dezember 1944 wurde die Division schließlich in Ungarn neu aufgestellt und kämpfte bis zum Ende des Krieges gegen die Alliierten.

Ich wurde zur deutschen Wehrmacht, nach Horn Niederdonau zur Stamm KpGrenErsBtl I/462 -92. Infanteriedivision einberufen-

Feldpostnummer: 11402, Blutgruppe A/B
Erkennungsmarkennummer: 1378

 

In Horn hatte wir die normale SMG-Ausbildung bis zur Abfahrt a. 29.11.1943 mit der Bahn nach Bayreuth, zur Scharfaubildung für den Einsatz an der Front in Italien.

 

Zu Weihnachten bekamen alle Urlaub, nur ich mußte zum Rapport, da ich für den Herrn Obergefreiten Krause das Kochgeschirr nicht reinigen wollte.

Trotz dieses Vorfalles kamen wir nach Italien in das Einsatzgebiet.

Bild von Alexander Lesnitsky auf Pixabay 

sMG 42

Das schwere Maschinengewehr MG 42 war eine Standardwaffe der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und gilt als eine der besten Maschinengewehre, die jemals gebaut wurden. Es wurde 1942 eingeführt, um das ältere MG 34 zu ersetzen.

Das MG 42 hatte eine sehr hohe Feuerrate von bis zu 1.200 Schuss pro Minute, was es zu einem sehr effektiven Waffensystem für die Unterstützung von Infanterieeinheiten und die Verteidigung von Positionen machte. Die Waffe war sehr zuverlässig und einfach zu bedienen und hatte eine große Munitionskapazität, da sie in der Regel mit einem Trommelmagazin für 50 Schuss oder einem Gurten für 250 Schuss betrieben wurde.

Das MG 42 war auch für seine markante Geräuschkulisse bekannt, die ihm den Spitznamen "Hitler's buzzsaw" einbrachte. Es wurde von einem Zweibein montiert und konnte von einem oder zwei Soldaten bedient werden. Das MG 42 war eine äußerst effektive Waffe und wurde von der deutschen Wehrmacht auf allen Kriegsschauplätzen eingesetzt. Es war so beeindruckend, dass es auch nach dem Krieg von einigen Ländern verwendet wurde und in einigen Varianten immer noch im Einsatz ist.

19.01.1944

Wir fuhren also mit der Bahn nach Italien unddann weiter mit LKWs in das Einsatzgebier vor Montelanico (Montelan), in der Nähe von Montecassinowo wir am 30.04.1944 ankamen.

01.05.1944

Dort wurden wir eingesetzt aber wir konnten unsere Stellungen nicht halten und so wollten wir uns am 01.05.1944 abends in der Dunkelheit bis Rieti absetzen.

Hier ein Einschub, den mir mein Vater erzählte:

Bei einem schweren Bombenangriff verlor er seinen MG2-Schützen, mit dem Namen ZOTTER aus WIEN. Den hatte ein Granatsplitter am Kopf getroffen und ihm die Schädeldecke weg gerissen. 
Dazu hatte sich mein Vater auch noch eine Aussage gemerkt, die wie folgt lautete:
"Die Division KRAINER, wird immer kleiner. Zum Schluß bleibt nur einer und das ist der KRAINER"
(Ernst Ranftl)

Wir wollten anschließend den Meerstützpunkt St. Marinella (Civitavecchia) erreichen um von dort nach Florenz zu gelangen, aber wir wurden von der Feldgendarmerie aufgefangen und zurück an die Front geschickt.

Wir wurden zu den Fallschirmjägern (genannt, die grünen Teufel) gesteckt und der Partisanenbekämpfung zugeteilt.
Allerdings bekam ich vor dem Einsatz die Gelbsucht

18.08.1944

Ich wurde in das Lazarett nach Verona gefahren und von dort am 07.09.1944 nach einem Tag Urlaub am Gardasee, wieder an die Front geschickt.

Am Pistoia-Pass, in dem Ort Ronco, ca. 8Km südlich von Loiano, wurde ich von den Amerikanern gefangen genommen.

02.10.1944

Mit Oberfeldwebel Erwin SCHMID, ein Berliner wurden wir per LKW nach Genova (Genua) transportiert.

20.10.1944

Man transportierte uns im Anschluss per Schiff nach Neapel, wo wir den Engländern übergeben wurden. Von dort ging es weiter mit LKWs nach Taranto (Tarent).

05.11.1944

Per Schiff ging es dann weiter in den Hafen von Alexandria / Afrika, wo wir am 10.11.1944 angekommen sind. Danach weiter mit der Bahn in das Stammlager 380, da blieben wir vom 11.11.1944 bis 02.12.1944.

Kriegsgefangenenlager in Ägypten

Camp 380 Fanara/Bitter Lake

Die großen Lager befanden sich hauptsächlich im Bitter Lake-Gebiet von Suez bis Ismailia, weitere Lager westlich in das Wüstengebiet und einige in der Nähe von Alexandria und Kairo.

Über 50.000 Männer waren in diesen Lagern untergebracht, hauptsächlich Deutsche, Österreicher, Italiener und Jugoslawen. Sie arbeiteten für die britische Armee beim Bau von Quartieren, in den Werkstätten bei der Reparatur von Fahrzeugen, Panzern und Flugzeugen, beim Straßenbau und als Fahrer, Pfleger usw. in der gesamten Kanalzone. Zu den Aufgaben gehörten auch das Entschärfen, Sprengen und Versenden von Munition. Der durchschnittliche Tageslohn betrug 10 Piaster.

1946 begann die Repatriierung mit der Verschiffung der ersten 6.000 nach Hause, aber leider blieben viele bis Ende 1948 in Gefangenschaft Das schleppende Tempo der Repatriierung bestand darin, dass die örtlichen britischen Behörden die Arbeitskräfte der Kriegsgefangenen für so unverzichtbar hielten, dass sie einfach auf die Repatriierung warten müssten, und am 30 die Rückführung auf einen Bruchteil der geplanten Quote wegen des Schiffsmangels. Es ist kein Wunder, dass die Moral der Gefangenen am niedrigsten war und viele Selbstmorde verzeichnet wurden.

Bildergalerie

Ich habe diese Fotos oben hier einmal unbearbeitet eingestellt. Wenn man auf die Fotos klickt uns sie vergrößert, ist bei den meisten auch der Text meines Vaters dabei.

Eisen- und Verpflegslager Fanara, Camp 2720

03.12.1944

Im Eisen- und Verpflegslager Fanara, Camp 2720 arbeiteten wir bis 22.11.1946. Ich bekam Malaria-Tropika und kam daher am 25.11.1946 in das Lazarett, im Stammlager, Camp 380, von wo ich schließlich am 17.12.1946 entlassen wurde.

Wir marschierten zur nächsten Bahn, ich war noch sehr geschwächt von der Malaria, und mit der Bahn fuhren wir dann nach Port Sait.

Am Abend des 28.12.1946 legt unser Schiff in die Heimat ab und so konnte wir am 03.01.1947 in Venedig von Bord gehen.

03.01.1947

Mit der Bahn ginge es dann wieder nach Feistritz an der Drau, dort mussten wir sechs Tage Baracken aufräume um, dann endgültig die Entlassungspapier am 09.01.1947 zu bekommen.

10.01.1947

Um 10 Uhr am Abend kam ich in Kirchdorf am Inn an.
Ich war wieder zu Hause.

Die Daten meines Vaters:

  • Michael RANFTL, Gefangenen-Nummer: 113345
  • 2720 Indep-Austrian PW.Working Coy C/O Central PW. Postal Section
  • Attachet PW. Camp 380 MEA Egypt.

Die weiteren Jahre nach dem Krieg

So wie sie mein Vater nieder geschrieben hatte:
Ich kam nach der Heimkehr wieder zur Landwirtschaft Johann MERTELSEDER, in Graben, Kirchdorf, von 11.01.1947 bis 12.12.1947.
Ab 15.12.1947 kam ich zur Innbauleitung Braunau als Bauarbeiter und wurde dann am 01.01.1951 in das Dienstverhältnis der Dienstordnumg im Bereich der OÖ Landesregierung (DO) übernommen.

 

Am 18.07.1955 wurde mir die Hochwasser Medaille für den Hochwassereinsatz1954 verliehen.

 

Ab 01.11.1967 wurde ich in das Verhältnis als Vertragsbediensteter VB II überführt wo ich dann am 01.01.1969 in das unkündbare Verhältnis kam.
28.08.1969 25-järiges Dienstjubiläum

Die Polierprüfung am Hauserhof absolvierte ich am 30.03.1973 und damit wurde ich 1974 als Hauptpolier bei der Flußbauleitung Grieskirchen, Pramregulierung tätig, wo ich dann am 19.07 1979 mein 35igstes Dienstjubiläum feierte und am 31.07.1980 krankheitshalber in den Ruhestand versetzt wurde.

Kameradschaftsbund

Mitglied des Kameradschaftsbundes von 30.05.1970 bis 20.09.1997, also 27 Jahre drei Monate, 21 Tage.

19.02.1980

Kriegserinnerungskreuz 1939 - 1945 mit Schwertern am Bande rot/weiß.

OÖ Landes-Bienenzuchtverein

Mitglied von 1962 bis 1997. also 35 Jahre.

Kontakt

Johann Wimmeder, Obmann

Hackenbuch 83

4774 St. Marienkirchen bei Schärding

MAIL: johannwimmeder8@gmail.com

Mobil: +43 676 700 6307

TEL: +43 7711 310 03

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27.02.2024

Erstellt

01.02.2015